Das LechWertach-Orchester begeistert im Parktheater Göggingen

„Wir besuchen jährlich 20 Konzertveranstaltungen im Parktheater- diese gefällt uns am besten!“ äußert sich ein Besucher beim „Orchesterfest im Musentempel“, zu dem das Parktheater Göggingen heuer zum 4.Mal einlud.
Und tatsächlich spielten und sangen sich an diesem Abend vor vollem Haus in der schneebedeckten Märchenkulisse junge Künstler enthusiastisch in die Herzen der Zuhörer.
Passend zum überwältigenden Raum der Glas-Eisenkonstruktion des Kurhaustheaters, das laut Merian zu den 200 bedeutendsten Kultur-Highlights Deutschlands gehört, interpretieren das LechWertach-Orchester und seine Solisten Melodien auch aus der Salonzeit, in der dieses mit allen technischen Errungenschaften erbaute, prachtvoll-illusionierende Architekturjuwel 1886 von Hofrat Friedrich Hessing für seine Kurgäste eröffnet wurde.
Auf der trefflich illuminierten Bühne erklingen Melodien aus dem Gesellschaftsleben der Ku.K – Epoche, erwacht tanzfreudiges Leben im „Zigeunerlager“, verweben sich die musikalischen Eindrücke über Violinsoli von Saint-Saens, der „Sehnsucht nach der Heide“ von Alois Gieron (klangschön und technisch brillant Lisa-Maria Günther, Türkheim, HS München) bis hin zur träumerischen Musicalwelt und Märschen von John Phillip Sousa.
Ein gewaltiger Klangkörper, durchsetzt mit Musikstudenten aus dem Begegnungsland Lech-Wertach, die bereits seit der Gründung 2013 mit Herzblut engagierte Leistungsträger dieses jugendlichen Spitzenorchesters unter der Leitung von Wolfgang Scherer sind.
Felix Linsmeier (Bobingen/Würzburg) als exzellenter Orchesterarrangeur und Gründer der Brassgruppe „Backblech“ ist hier hervor zu heben.
Seine, auch bei den „Konzerten junger Talente“ in Schwabmünchen jährlich präsentierten – genau auf die Besetzung des Orchesters ausgerichteten – Kompositionen und Bearbeitungen begeistern!
Auch „Backblech“, diese von Bobinger Bläsern gegründete Brasskombination, spielt seine lust- und kunstvoll verpackten Arrangements klassischer Werke mitllerweile so virtuos, dass hier eine Solokarriere der 6 Freunde zwangsläufig vorprogrammiert ist – was beim Blick in den vollen Terminkalender für 2019 eindrucksvoll belegt wird.
Wenn die charismatische Yvonne Weimann aus Konradshofen „Purple rain“ von Prince und „Don´t stop me now“ von Freddie Mercury mit dem vollen Orchesterapparat im Rücken singt, bebt der Konzertsaal.
Ebenso bei dem Musicalsong „Bring on the men“ aus „Jekill and Hyde“, den Theresa Nitzsche (Untermeitingen/Hochschule für Theater, Lübeck) inbrünstig und solange schmachtend seufzt, bis sich die 6 Backblecher zum Marsch „Schneidige Mannaleut“ erbarmen und ihr musizierend zu Füßen liegen.
Carla Dittrich, 17jährige Ausnahmepianistin vom Begabtenstützpunkt Schwaben, legt ihre Orchestergeige zur Seite und brilliert filigran und dermaßen forsch mit Sergej Prokofjews „Teuflische Einflüsterungen“ am Flügel, dass dieser krachend eine seiner Saiten zum Applaus beisteuert.
Dann beginnt Theo Kollross, Kulturförderpreisträger Augsburgs, mittlerweile an der Hochschule München als Jazzpianostudent eingeschrieben und Shootingstar der hiesigen Jazzszene mit seinem Oeuvre No.1: „Shapes and Colors“.
Innig und zart, aber auch fordernd und und rauschhaft virtuos verbindet Kollross sein Pianospiel mit Orchesterteppichen. Zart und verwobenen führt er die Zuhörer in ein anderes musikalisches Klangland, zeigt seine außergewöhnliche Spielfertigkeit, verschwindet wieder im Nebel der Jazzakkorde und löst jubelnd auf. Sagenhaft!
„In eurer Arbeit, steckt nicht nur die Vorbereitung auf dieses Konzert sondern auch das Durchhalten, Üben, oft schon in ganz jungen Jahren und Weitermachen in schwierigeren Lebensabschnitten, wie der Pubertät. Und eben nicht das in die Ecke stellen und fortan abhängen und chillen“ lobt Moderatorin Monika Scherer, die informativ und mit heiterer Leichtigkeit durch das Programm führt, die mehr als 50 Jugendlichen auf der Bühne.
Nach prächtigen Orchestermedleys aus „Starwars“ und „Hawaii 5-0“, in denen Streicher, Bläser und Percussionisten so richtig loslegen dürfen, verzaubert Luisa Schilling mit einer höchst sensiblen Interpretation Joaquim Malats´ „Serenata espagnola“ das Auditorium und belegt damit höchst eindrucksvoll Ihren 1. Bundespreis bei Jugend musiziert im Fach Gitarre“ 2018.
Diesen 1. Preis auf Regionalebene erhielt einen Tag zuvor auch Sophia Thumm, 12 jährige Ausnahmegeigerin aus Meitingen, die staunerregend mit Saint-Saens „Danse macabre“ verzaubert. Kongenial begleitet von Markus Göppel (Schwabmünchen/HS München) bewegt sie sich schon sicher im romantisches Pathos, verknüpft geigerische Virtuosität auf höchstem Niveau mit gesanglich, getragenen Passagen und reißt das Publikum zu Ovationen hin, die, noch etwas verlegen, aber freudig angenommen werden.
Zwischen dem „Liberty –Bell – March“ und der „Unchained Melody“ brillieren zwei 15jährige an Marimbaphon und Xylophon mit „Mallet Man“, einem rasenden Bravourstück von Karel Zuna. Erik Goßner (Großaitingen) und Tizian Warisch (Wertingen) zeigen, was eine percussionistische Harke ist. Flott und schlagsicher entledigen sie sich freudvoll und souverän der heiklen Tonsuche auf Holzstäben.
Hier, wie auch bei dem Song „Das bin ich“ aus „Die Päpstin“, den Bianca Steinbusch aus Bobingen, stimmlich stark entwickelt und gereift ergreifend vorträgt, begleitet das LechWertach-Orchester emotional, dynamisch angepasst, rhythmisch präsent und technisch absolut sicher die Protagonisten.
Seine Spiellaune steckt nach über 2 Stunden auch noch im Zugabemedley, einem Italo-Mix aus „Funiculi, funicula, Azzuro und Bella Ciao“ (Daniele Joas,Tenor), die aus Nah und Fern bei Schneetreiben angereisten Zuhörer an, die stehend weitere Zugaben fordern und von „Backblech, den „Weibermarsch“ aus der „Lustigen Witwe“ als Rausschmeißer neu verpackt in den Saal schmetternd, belohnt werden.
Ein Abend, den viele treue Stammgäste per Handschlag beim Dirigenten und Bundesverdienstkreuzträger Wolfgang Scherer und seiner Frau Monika wohl mit dem Versprechen beenden, sich jederzeit wieder vom „Orchesterfest im Musentempel“ im Parktheater begeistern zu lassen.
Sichtlich beeindruckt überreichten schließlich auch die Vorstände des „Vereins zur Förderung junger Talente im Begegnungsland Lech-Wertach e.V.“ Blumen an die Akteure auf der Bühne: die Bürgermeister Franz Feigl aus Königsbrunn, Erwin Goßner, Großaitingen, Rupert Fiehl, Kleinaitingen und Rudolf Schneider, Klosterlechfeld.

LEADER fördert den Verein im Zuge des Projekts „Wir fördern Talente – LechWertach-Orchester“. Mehr Infos dazu finden Sie hier.

Konzerttermine mit dem LechWertach-Orchester 2019:
– 12.Juli, 20.00 Uhr : Kirchenkonzert in der Wies
– 13. Juli, 18.00 Uhr : Seeserenade im Bayersoier Parkhotel
– 14.Juli, 11.30 Uhr: Jazzbrunch im Parkhotel
– 14. Juli, 17.00 Uhr : Großaitingen, Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus
– 23./24.November: Stadthalle Schwabmünchen: 25 Jahre „Konzerte junger Talente“

Text: Johannes Rinck (o.H.)
Fotos: Andreas Eser, Lech-Wertach-Interkommunal e.V. (o.H.)